05.09.2017: Aussagen der Duisburger OB-Kandidaten zur geplanten Bebauung „Am Alten Angerbach“

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir haben die Duisburger Oberbürgermeister-Wahl am 24. September zum Anlass genommen, diejenigen Kandidaten, die von den etablierten demokratischen Parteien unterstützt werden, nach Ihrer Einstellung zur geplanten Bebauung „Am Alten Angerbach“ zu fragen. Dafür haben wir folgenden Text verwendet, den wir am 16. August 2017 per Email an die Herren OB-Kandidaten Erkan Kocalar, Sören Link, Gerhard Meyer und Thomas Wolters verschickt haben:

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Sehr geehrter Herr Oberbürgermeisterkandidat XYZ,

Sie treten am 24. September 2017 zur Oberbürgermeister-Wahl in Duisburg an.

Wie Sie wissen, hat sich der Bürgerverein Duisburg-Huckingen vehement gegen die Bebauung der letzten großen Freifläche Huckingens „Am Alten Angerbach“ gestellt. Unter anderem haben wir 2.820 Unterschriften gegen die geplante Bebauung gesammelt und diese am 23. November 2016 dem Baudezernenten Tum übergeben (https://www.openpetition.de/petition/online/bebauung-alter-angerbach-nein-danke?language=de_DE.utf8).

Bisher jedoch wird die Bebauung weiterverfolgt. Bei einer Begehung Huckingens vor wenigen Wochen wurden vom GEBAG-Chef Herrn Bernd Wortmeyer der Beginn der Vermarktung des Areals bereits für Ende dieses Jahres und der Baubeginn bereits für Anfang 2019 terminiert.

Der Bürgerverein Duisburg-Huckingen möchte vor diesem Hintergrund Ihre persönliche Position und die weiterer OB-Kandidaten zu dem umstrittenen Bauprojekt „Am Alten Angerbach“ abfragen und diese den Bürgerinnen und Bürgern für Ihre ganz persönliche Wahlentscheidung transparent machen.

Bitte senden Sie uns hierzu bis spätestens 3. September 2017 per Email-Antwort eine kurze Zusammenfassung Ihrer Position zu den bisher vorgestellten Planungen der Verwaltung der Stadt Duisburg (siehe https://sessionnet.krz.de/duisburg/bi/to0040.asp?__ksinr=20060559). Bitte lassen Sie uns wissen, wie Sie, als gewählter Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, das Thema nach Ihrer möglichen Wahl zum OB behandeln wollen.

Da wir die gesammelten Antworten gerne veröffentlichen wollen, möchten wir Sie bitten, Ihre Antwort auf max. 300 Wörter zu begrenzen.

Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Peters                                        Dietmar Ahlemann
1. Vorsitzender                                 Schriftführer

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Anbei nun zu Ihrer Information die entsprechenden Antworten der OB-Kandidaten in der zeitlichen Reihenfolge die Antworten, die wir Ihnen gerne für Ihre persönliche Wahlentscheidung zur Verfügung stellen.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Rolf Peters                                  gez. Dietmar Ahlemann
1. Vorsitzender                                   Schriftführer

BV-Info-Schreiben:

(330 KB)

Stellungnahme von Thomas Wolters (FPD) am 17.08.2017:

„Der Erhalt von Bäumen und Grünflächen ist mir persönlich wichtig und wir sollten grundsätzlich und dauerhaft aufpassen, dass nicht zu viele Flächen in Duisburg zubetoniert und versiegelt werden. Allerdings befindet sich unsere Stadt durch den Strukturwandel und (aus meiner Sicht) zahlreichen falschen politischen Weichenstellungen in den vergangenen Jahrzehnten in einer Situation, in der wir sehr bedacht abwägen müssen, was derzeit für Duisburg wichtig ist. Wir müssen abschätzen, mit welcher Entscheidung wir unserer Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern am meisten helfen, was die Attraktivität und das Image Duisburgs verbessern kann und mit welcher Maßnahme wir neue Arbeitsplätze schaffen und den Wohlstand unserer Bevölkerung mehren können. Unter dieser Prämisse habe ich mich (soweit es derzeit möglich ist) mit den Plänen zur Bebauung der Fläche „Am Alten Angerbach“ beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es bei aller Kritik, für die Stadt und ihre Bürger vorteilhafter ist, diese Bebauung durchzuführen. Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, warum die Planung und die Vermarktung der Fläche in die Hände der Gebag gelegt wurde und nicht wie sonst, von der Stadtverwaltung selbst durchgeführt wird. Vermutlich möchte die städtische Gesellschaft dort selbst Häuser errichten. Erfahrungsgemäß handelt es sich bei Bauten der Gebag aber nicht um höherwertige Ein- oder Zweifamilienhäuser, sondern um mehrstöckige Häuser im Block-Charakter. Solche Art der Bebauung würde ich an dieser Stelle nicht begrüßen, denn diese Fläche bietet sich aus meiner Sicht nur für höherwertige Bebauung an und es ist ja die Intension der Stadt gewesen, Menschen aus dem benachbarten Düsseldorf anzulocken. Dies wird sicher nicht gelingen, wenn wir an dieser Stelle Häuserblöcke oder Hochhäuser errichten. Wir müssen also darauf achten (und ich würde dies als Oberbürgermeister tun), dass es hier nicht zu einer Wohnsiedlung in typischer Blockbauweise kommt, sondern eine elegante und höherwertige Siedlung entsteht, die dem Charakter Huckingens entspricht und möglichst viele „optische Freiräume“ lässt.“

Stellungnahme von Gerhard Meyer (parteilos; unterstützt von CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Junges Duisburg und Bürgerlich Liberale) am 21.08.2017:

„Mir ist bekannt, dass die geplante Bebauung sehr umstritten ist. Die Entscheidung über diese darüber wurde jedoch vom Stadtrat und somit auf dem demokratisch legitimen Gremienweg beschlossen. Nach meiner Wahl, werde ich zunächst prüfen, wie der derzeitige Stand der Umsetzung ist und welche Möglichkeiten bestehen, die geplante Bebauung zu beeinflussen. Sofern der Verkauf des Grundstücks an die GEBAG bereits erfolgt ist, sehe ich rein verfahrenstechnisch wenig Hoffnung, hier in den Prozess einlenken zu können. Da ich auch kein Mandatsträger bin, fehlt mir hier als Außenstehender derzeit der Zugang zu allen Verfahrensunterlagen, daher möchte ich nichts versprechen, bei dem ich nicht weiß ob ich es halten kann.

Doch zur Sache selbst: Ich habe als Oberbürgermeisterkandidat ein großes Interesse daran, ökologisch wichtige Freiflächen zu erhalten. Die Politik der maßlosen Grünzerstörung, wird sich mit mir an der Spitze im Rathaus nicht fortsetzen. Andere Instrumente, wie beispielsweise ein wertvolles Flächenrecycling, kommen in Duisburg derzeit noch nicht ausreichend zur Anwendung.

Doch wir müssen auch bedenken, dass Duisburg auch hochwertigen und attraktiven Wohnraum bereitstellen muss, um jede/n die Chance auf Eigentum zu gewähren. Ob es dafür im Stadtteil Huckingen Alternativlösungen gibt oder ob es möglicherweise ausreicht, nur ein Teil der Fläche am Angerbogen zu bebauen, sollte im Gespräch mit Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern geprüft werden.“

Stellungnahme von Erkan Kocalar (Die Linke) am 23.08.2017:

„Als Oberbürgermeister werde ich mich entschieden gegen eine Bebauung „Am Alten Angerbach“ einsetzen. Schon im Rat der Stadt Duisburg habe ich immer gegen die Bestrebungen der Bebauung gestimmt und werde auch als Oberbürgermeister dieser Linie treu bleiben. Grundsätzlich sind für mich zwei Faktoren ausschlaggebend, weshalb ich gegen die Bebauung bin. Als wichtigster Grund ist zu nennen, dass mit der Bebauung eine sehr große freie Grünfläche in Huckingen verschwinden würde. Viele Menschen nutzen diesen Raum für Spaziergänge und den Kontakt zur Natur. Eine weitere Beseitigung von Grün- und Freizeitflächen brauchen wir an dieser Stelle auf keinen Fall. Außerdem sehen die Pläne Bebauungen im hochpreisigen Segment vor, welche keinerlei sozial geförderten Wohnraum beinhalten. Dies ist ein weiterer Grund, weshalb ich eine Bebauung „Am Alten Angerbach“ kategorisch ablehne.“

Stellungnahme von Sören Link (SPD) am 29.08.2017:

„Eines meiner wichtigsten Ziele ist es, Duisburg als attraktiven Wohnstandort für Jung und Alt weiterzuentwickeln. Deshalb freue ich mich, dass auf dem Gebiet „Am Alten Angerbach“ ein attraktives Wohngebiet mit ca. 320 Wohneinheiten, überwiegend in Form von Einfamilienhausbebauung und unter Einbeziehung der prägenden Grün- und Freiräume, entstehen soll. Damit wird aus meiner Sicht der großen Nachfrage nach Bauland im Duisburger Süden Rechnung getragen. Außerdem leistet die Planung einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Einwohnerzahl unserer Stadt.

Mich haben aber auch die Planungen in Gänze überzeugt. Das Planungsgebiet soll durch Grünachsen und einzelne Baufelder gegliedert entwickelt werden. Wesentliche Elemente sind dabei ein zentraler Grünzug, die bogenförmige Erschließung „Angerbogen“ sowie die Siedlungsränder „Angerbogen“ und „Wald“. Es ist beabsichtigt, in den zentralen Grünzug, zwischen Gebietseingang und dem „Alten Angerbach“ eine Kindertagesstätte, Spielplätze bzw. –flächen zu integrieren und so den zentralen Mittelpunkt des Planbereiches zu entwickeln. Kleine Quartiersplätze würden die öffentlichen Freiräume ergänzen. Mit diesen Planungen schafft man in besonderem Maße attraktiven und qualitativ hochwertigen Wohnraum für Familien.

Darüber hinaus ist geplant, unter Berücksichtigung der maßgeblichen denkmalrechtlichen Belange, den innerhalb der geplanten Grünflächen verlaufende Abschnitt des Böckumer Leitgrabens als offenes Gewässer wiederherzustellen und – soweit technisch möglich – auch für die Aufnahme des innerhalb des Baugebiets anfallenden Niederschlagswassers nutzbar zu machen.

Ich bin davon überzeugt, dass die geplante Bebauung „Am Alten Angerbach“ eine Bereicherung für den Stadtteil Huckingen darstellt und die bauliche Entwicklung des Planbereiches einen adäquaten Abschluss der Gesamtentwicklung des Angerbogens bildet. Ich glaube, dass dieses Projekt unsere Stadt weiter voranbringen wird und auch über unsere Stadt hinaus Beachtung finden wird.“

 

Zeitungsbericht:

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